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Kategorie: Tagebucheintrag

Gene Gendlin – In welcher Weise “Ich” und “Umwelt” voneinander getrennt werden

Gene Gendlins Gedanke, dass die innere Welt (Gedanken, Gefühle, …) und die äußere Welt (Dinge, Gegenstände) sich erst dadurch voneinander trennen, dass wir als Menschen…

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Buddhismus und Quantenphysik

>>Tatächlich gibt es nur eine vollständige, ungeteilte, ganze Welt und nichts anderes. Nur unsere gedanklichen Überlegungen haben uns dazu geführt, daß wir von der Geist-Welt sprechen, wie wenn sie eine realere Welt wäre als die Welt der Sinne, oder umgekehrt von der Welt der Sinne, als wäre sie wirklicher als die Geist-Welt. Aber die Trennung ist eine Erfindung unseres Denkens; was gar nicht geteilt werden kann, wird geteilt, wie wenn es teilbar wäre, und sobald geteilt ist, glaubt der eine Teil so real zu sein wie das unteilbare Ganze. […] Und so lange wir Menschen sind und

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Was verloren ging und was uns bleibt

 “Auf der Straße spielen Kinder, die einige meiner schwierigsten physikalischen Probleme lösen könnten, weil sie über Formen der Sinneswahrnehmung verfügen, die ich schon lange verloren habe.”

J. Robert Oppenheimer, Vater der Atombombe

 

Mir scheint, die alten Griechen wussten einerseits mehr als wir. Andererseits auch nicht. Sie konnten z.B. keine Atombomben bauen, hatten kein physikalisches Verständnis, so wie wir heute. Ihr Faktenwissen über die Welt war um ein Vielfaches geringer als das Unsrige. Und dennoch war ihr Denken mannigfaltiger.

So nahmen die Vorsokratiker an, dass nicht Gründe die Ordnung der Welt beeinflussen, sondern der Natur immanente Kräfte. Sie stritten sich darum, welcher Stoff die Hauptkraft war, die alles bestimmte. Thales sagte beispielsweise, dies sei das Wasser. Anaximenes sagte: die Luft. Heraklit meinte, das Feuer sei am wichtigsten.

Platon hingegen

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Emergenz = Carrying Forward ?

Emergenz ist die spontane Herausbildung von neuen Eigenschaften oder Strukturen auf der Makroebene eines Systems infolge des Zusammenspiels seiner Elemente. Dabei lassen sich die emergenten Eigenschaften des Systems nicht – oder jedenfalls nicht offensichtlich – auf Eigenschaften der Elemente zurückführen, die diese isoliert aufweisen. So wird in der Philosophie des Geistes von einigen Philosophen vertreten, dass Bewusstsein eine emergente Eigenschaft des Gehirns sei. [Quelle: wikipedia]

Carrying forward: Implicit meanings are incomplete. Symbolic completion–or carrying forward–is a bodily felt process. There is an interacting, not an equation, between implicit meaning and symbols. […] Thus, to explicate is to carry forward a bodily felt process. Implicit meanings are incomplete. They are not hidden conceptual units. They are not the same in nature as explicitly known meanings. There is no equation possible between implicit meanings and “their” explicit symbolization.

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TV – Tipp: Marshall McLuhan

Marshall McLuhan bei Scobel (3sat) – sehr empfehlenswert!

 

Der Medientheoretiker beschrieb in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts bereits sehr genau, was wir heute mit Facebook & Co erleben. Von ihm stammt die Metapher des “globalen Dorfes”. Eines seiner wichtigsten Bücher heißt “Das Medium ist die Massage: Ein Inventar medialer Effekte“. Eigentlich “Das Medium ist die Message”, aber er fand den Druckfehler gut und ließ ihn stehen.

Der Grundgedanke darin: die Benutzung von Medien selbst verändert uns mehr als das, was uns darin als Inhalt vermittelt wird.

Ein Beispiel: die Schrift brachte uns bei, seriell zu denken, d.h. lückenlos zu argumentieren. Bevor die Schrift erfunden wurde, war das nicht so wichtig. Eine logische Argumentation ist aufgrund der Schriftlichkeit

Empfehlenswertes & Zitate

Ich weiß, dass ich nicht viel weiß

Ich muss zugeben, philosophisch betrachtet bin ich ein Skeptiker. Sokrates ist mir zum Beispiel wesentlich sympathischer als Platon und Aristoteles. Sokrates sagte einfach: “Ich weiß, dass ich nicht weiß” und fragte seine Mitmenschen danach, was sie denn wüssten. Dabei brachte er mit seiner Fragerei die Leute auf die Palme. Denn letztlich stellte er die Fragen so geschickt, dass er sein Gegenüber immer mehr in die Enge trieb. Wenn er etwa fragte “Was ist Gerechtigkeit?”, dann antworteten seine Mitmenschen mit Beispielen, versuchten Definitionen und so weiter. Sokrates fragte jedoch immer weiter seine “Was ist…”-Fragen, die sich dann eben auf die Definitionen bezogen – und irgendwann war der, der antworten sollte, sprachlos.

Das Ganze ist ein bisschen wie bei Kindern, die ihre Eltern fragen: “Warum ist der Himmel blau?” -“Das ist, weil sich das Licht in der Luft bricht.” – “Was heißt brechen?” – “Da sind kleine Wassertröpfchen

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Embodiment gab es schon in der Antike

 

Folgender Text ist mehr als zweitausend Jahre alt:

Erstlich behaupt ich, der Geist [animus], wir nennen ihn öfter auch Verstand, in dem unseres Lebens Beratung und Leitung den Sitz hat, ist nur ein Teil von dem Menschen, so gut wie die Hand und der Fuß ist oder auch das Auge ein Teil des ganzen lebendigen Wesens.[…]

Nicht nur der Geist, auch die Seele weilt in den Gliedern, […] Geist und Seele [anima] (behaupt ich nun weiter) sind innig verbunden untereinander und bilden aus sich nur ein einziges Wesen. Doch ist von beiden der Herrscher und gleichsam das Haupt in dem ganzen Körper die denkende Kraft, die Geist und Verstand wir benennen, und die nur in der Mitte der Brust den beständigen Sitz hat.[…]

Über den ganzen Körper jedoch ist die übrige Seele ausgebreitet.

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Grenzen der Logik

Sind philosophische Fragestellungen wirklich Scheinfragen, wie die Sprachphilosophie behauptet?

 

Das grundlegend Neue in der modernen Sprachphilosophie ist die Idee, dass die existentiellen Fragen nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest, die Fragen also, was beispielsweise ein sinnvolles Leben ausmacht, Scheinfragen sein könnten.

Während Klassiker wie Aristoteles, Platon oder Sokrates noch versuchten, auf die ein oder andere Art eine Antwort auf diese Fragen zu finden (und selbst wenn das bedeutete, dass die Antwort lautete, dass keine Antwort gefunden werden könne, wie im Fall von Sokrates), so stellen modernere Philosophen die ganze Fragerei selbst in Frage. So sagte etwa Rudolf Carnap Anfang des 20. Jahrhunderts, dass unsere Sprache, mit deren Hilfe wir die Fragen stellen, einfach nicht logisch sei. Das sei der eigentliche Grund dafür, dass sich in der Philosophie bestimmte Scheinprobleme ergäben, die dann viel Diskussion nach sich zögen. Das eigentliche Problem läge

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Das Leben ist eine Einbahnstraße

Der Philosoph Immanuel Kant war ja ein seltsamer Kauz. Zumindest würden wir ihn heute wohl als einen solchen bezeichnen. Er lebte alleine in seiner Wohnung, heiratete nie und tat sein Leben lang nichts anderes als zu Lesen, Nachzudenken und Bücher zu schreiben. Er hatte folglich auch keine Kinder, die Lehre an der Universität nervte ihn und er hatte nicht einmal Interesse daran, Königsberg, die Stadt, in der er lebte, zu verlassen. Dabei hätte er durchaus viele Chancen gehabt. Nicht nur (wie ich mal annehme) bei den Frauen – Kant hätte auch so richtig Karriere machen können. Große Universitäten der damaligen Zeit wie Jena oder Halle hätten ihn gerne bei sich gesehen, aber er wollte nicht. Es scheint so, als ob er viele der Lebensmöglichkeiten, die sich ihm, dem gefeierten Philosophie-Popstar des 18. Jahrhunderts, geboten hätten, ausschlug.

Interessanterweise hat er jedoch viel über dieses Thema nachgedacht. Sein Denken kreist in dem ein oder anderen Buch durchaus um die Frage,

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(S)he’s got it: Weisheit als Lebensziel

Wofür leben wir? Das ist doch die Frage, die uns alle beschäftigt. Das ist die letzte Frage, die am Ende darüber bestimmt, was wir tun und was wir nicht tun, was wir wollen und was wir nicht wollen, wonach wir uns sehnen und wonach nicht.

Natürlich gibt es immer so etwas wie Sachgründe, die auch mit darüber bestimmen, was wir tun und lassen. Weder in unserer hochfunktionalisierten Gesellschaft, noch in der Ständegesellschaft des Mittelalters noch in den antiken Gesellschaftsformen lässt sich dieser Aspekt, Motivation zu erzeugen, wegdenken. Schon immer gibt es naheliegende, logische Gründe, die uns sagen, was wir als nächstes tun sollen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Manchmal sind uns diese Gründe von außen vorgegeben und wir erkennen sie nur widerwillig an. Aber es gibt auch eigene Sachgründe, die unseren eigenen Ziele entsprechen.

Jeder und jede von uns sucht aber immer auch nach dem großen, letzten Ziel. Sachgründe geben nur die Zwischenstationen vor. Wofür leben wir? Oder

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Es knirscht im Getriebe

Die Welt ist komplexer, als wir denken. Und zwar immer. Das hat die Chaostheorie herausgefunden. Je genauer man hinschaut, desto eher wird man darüber staunen, dass das, was man dann vorfindet, gar nicht mehr zu dem passt, was man eigentlich erwartet hat. Genauer hinschauen heißt dabei nicht nur, ins Detail zu gehen, d.h. eine Lupe zu verwenden. Sondern genauso, zurückzutreten und Dinge von außen oder von oben zu betrachten. Beides offenbart die Stellen, an denen unsere Modelle und die Welt nicht mehr zusammenpassen.

Dabei fängt das Ganze meist leise und unauffällig an. Irgendwo, an einer kleinen Stelle gibt es etwas, was leise knirscht. Wir bemerken es, aber na ja, es gibt Wichtigeres. Das Knirschen kann jedoch immer größer, immer lauter werden. Dann müssen wir es registrieren. Es kann schließlich so gewaltige Kräfte entfalten, dass

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Heidegger rockt: es geht auch ohne Trennung von Subjekt und Objekt

Martin Heidegger wirft in Sein und Zeit mal eben die Fundamente der westlichen (Natur-)Wissenschaft, und damit die Art, wie wir das Leben, das Universum und den ganzen Rest sehen, über den Haufen (S. 62):

Im Sichrichten auf… und Erfassen geht das Dasein nicht etwa erst aus seiner Innensphäre hinaus, in die es zunächst verkapselt ist, sondern es ist seiner primären Seinsart nach immer schon “draußen” bei einem begegnenden Seienden der je schon entdeckten Welt. Und das bestimmende Sichaufhalten bei dem zu erkennenden Seienden ist nicht etwa ein Verlassen der inneren Sphäre, sondern in diesem “draußen-sein” beim Gegenstand ist das Dasein im rechtverstandenen Sinne “drinnen”, d.h. es selbst ist es als In-der-Welt-Sein, das erkennt.

Damit beschreibt er das, was auch in buddhistisch geprägten Kulturen ausgedrückt wird mit dem Satz “es gibt kein Ich”. Heidegger sagt sozusagen, es gibt kein Subjekt, das die Welt der Objekte erkennen muss, sondern es gibt nur das ganzheitliche In-der-Welt-Sein. Die Trennung in Subjekt-Objekt, in ein Ich (das erkennt) und eine Welt (die erkannt wird), ist eine künstliche, die wir selbst

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Bedürfnisse, Eigenzeit und Nachhaltigkeit – und wie ihnen die Uhrzeit entgegensteht.

Ich lese gerade in Eine Landkarte der Zeit von Robert Levine. Sehr schnell wird mir durch dieses Buch deutlich: Zeit ist etwas Virtuelles und Abstraktes. Zumindest die Uhrzeit, also die Zeit, die wir mit der Uhr messen. Natürlich ist dies keine besonders neue Information. Sie ist so abstrakt wie alles, was mit Zahlen zu tun hat. Machen wir uns aber mal bewusst, was das eigentlich im täglichen Leben bedeutet, so ergeben sich vielerlei Konsequenzen, die unser Tun, Denken und Erleben bestimmen und deren wir uns nicht unbedingt bewusst sind. Drei der wichtigsten Punkte möchte ich kurz verdeutlichen:

1. Zeitkategorien sind oft wichtiger als Bedürfnisse
Zunächst einmal bringt uns vieles, was abstrakt ist, weg von dem, was wir spüren. Abstraktion geschieht im Denken, und wenn wir Zeit denken, dann meinen wir damit die in unserem Kulturkreis geläufige Einteilung nach Stunden, Minuten, Tagen und so weiter. Dem prozesshaften Erleben, das uns von innen her lenkt, steht eine standardisierte Struktur gegenüber. Woran orientieren wir uns? An unseren Bedürfnissen oder an den abstrakten Zahlen auf einer Digitalanzeige?

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Der Point of no Return

Wir alle kennen ihn: diesen kleinen Moment, in dem sich etwas verändert. Meist geht ihm eine eher unangenehme Phase voraus, in der man vielleicht nicht genau weiß, was man will. In der man ein Gefühl in sich trägt, dass das, was man bisher wusste, nicht mehr stimmt und doch hat man keine Idee, wie es anders sein könnte. Dieses Gefühl ist manchmal kaum auszuhalten – wir laufen davor weg, wollen es nicht spüren. Es ist ein Gefühl von “jetzt weiß ich gar nichts mehr”, ungewiss und irgendwie “grässlich”. Und doch wird sich nur dann etwas verändern, wenn wir dieses Gefühl anerkennen.

Was es dazu braucht, ist Freiraum. Wenn wir in diesem Gefühl versinken, wenn es uns überwältigt und einhüllt, verändert sich gar nichts. Dann geraten wir mit jedem neuen Nachdenken nur immer tiefer in die Sackgasse hinein. Wenn wir es jedoch irgendwie schaffen, einen kleinen Moment lang mal durchzuatmen, einen sicheren Standpunkt zu finden, der außerhalb des Gefühls liegt, dann passiert plötzlich etwas. Dann “sind” wir auf einmal nicht mehr das Gefühl, sondern treten dazu in Beziehung. Hier bin ich, und dort ist das Gefühl. Und dann kommt ein kleiner, unscheinbarer Gedanke, oder ein Handlungsimpuls, oder eine vage Idee oder irgendetwas ganz

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Denken ist sozial

Interessant: ein Artikel in Gehirn und Geist beschäftigt sich mit der Frage, warum wir eigentlich denken. Die Antwort: wir denken, um besser kommunizieren zu können. Die Rationalität ist deswegen da, damit wir die Dinge, die wir herausfinden, anderen mitteilen können. Und nicht, um die Wahrheit zu finden.

Wenn dies wirklich so sein sollte, hieße das, dass Wissenschaftlichkeit, wie wir sie heutzutage verstehen, uns von einem sinnhaften Leben wegbringt. Je mehr wir unser Leben mit Wissenschaft füllen, je rationaler wir sind, je mehr wir an Wahrheit und nicht an zwischenmenschlichem Austausch interessiert sind, desto sinnloser wird unser Leben.

Das Gute ist: ich glaube, solch

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Strukturen und Prozesse

So ganz passt meine Theorie des letzten Eintrags noch nicht. Im oberen Bereich kann man vielleicht von einem Struktur-Schwerpunkt reden. Im unteren Bereich von einem Prozess-Schwerpunkt. Das heißt, dass im oberen Bereich durchaus auch Prozesse (z.B. gesellschaftliche Veränderungen wie Revolutionen) von statten gehen, und im unteren Bereich auch durchaus Strukturen (z.B. Körperstrukturen) existieren.

Mir scheint, ich habe da so etwas wie eine systemtheoretische Theorie der Emergenzen formuliert. Auf der Teilchenphysik baut alles auf. Darauf kommt die (klassische) Physik bzw. die Festkörperphysik. Darauf fußt die Chemie, darauf die Biologie. Darauf die Psychologie mit Bedürfnissen, Trieben, Emotionen. Aus diesen Phänomenen wiederum entsteht das (kollektive und individuell-erfahrungsmäßige) Unbewusste, dann dass Vorbewusste. All diese Dinge sind eher prozesshaft. Sie verändern sich mehr als dass sie starr sind.

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