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Faust übersetzt “lógos”

Geschrieben steht: „im Anfang war das Wort!“
Hier stock’ ich schon! Wer hilft mir weiter fort?
Ich kann das Wort so hoch unmöglich schätzen,
Ich muß es anders übersetzen,
Wenn ich vom Geiste recht erleuchtet bin.
Geschrieben steht: im Anfang war der Sinn.
Bedenke wohl die erste Zeile,
Daß deine Feder sich nicht übereile!
Ist es der Sinn, der alles wirkt und schafft?
Es sollte stehn: im Anfang war die Kraft!
Doch, auch indem ich dieses niederschreibe,
Schon warnt mich was, daß ich dabey nicht bleibe.
Mir hilft der Geist! auf einmal seh ich Rath
Und schreibe getrost: im Anfang war die That!

(Goethe)

3 Comments

  1. Pater Johannes Schmuck Pater Johannes Schmuck 25. Mai 2024

    Ich denke, dass der Logos-Begriff einsichtiger wird, wenn man ihn mit dem Wesen Gottes – der Liebe – verbindet, dann erst erblüht er zum wahren Sinn. Denn Liebe ohne Logos wäre pure Schwärmerei, ein Logos ohne Liebe hingegen kalte Himmelsmechanik. In der vor allem vom Apostel und Evangelisten Johannes vertretenen Komplementarität beider ergänzen sie sich hingegen wechselseitig, sodass die Liebe immer mit Sinn und Vernunft einhergeht, und der Glaube immer auch rational ist. So stehen Glaube und Vernunft nicht in Konkurrenz, sondern im dienenden Miteinander. Denn das Wort Gottes ist Gnade, soll heißen, es berührt Herz und Verstand, und wird so zur persönlichen Anrede, während bloße Information den Intellekt bläht, das Herz aber unberührt lässt. Allein die Person des göttlichen Logos, dessen Aufgabe es ist, Gott und Mensch ineinander zu bringen, auf dass beide ineinander leben, kann solche Erhabenheit vollbringen.

  2. Tony Hofmann Tony Hofmann 25. Mai 2024

    Lieber Pater Johannes,
    wie schön formuliert! 🙂 Ja, ich stimme vollkommen zu. Ich finde das immer wieder interessant, wie sich Psychologie und Spiritualität doch ergänzen und gegenseitig bereichern… das Modell, in dem Logik und Empfindung so stimmig zusammenspielen, ist für mich eher ein psychologisches, aber man kann das ganz genauso auch spirituell verstehen. Es ist das “es”, das uns lenkt, der Prozess, dem wir uns vertrauensvoll hingeben dürfen. Danke!
    Herzliche Grüße
    Tony

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