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Monat: August 2011

Heidegger rockt: es geht auch ohne Trennung von Subjekt und Objekt

Martin Heidegger wirft in Sein und Zeit mal eben die Fundamente der westlichen (Natur-)Wissenschaft, und damit die Art, wie wir das Leben, das Universum und den ganzen Rest sehen, über den Haufen (S. 62):

Im Sichrichten auf… und Erfassen geht das Dasein nicht etwa erst aus seiner Innensphäre hinaus, in die es zunächst verkapselt ist, sondern es ist seiner primären Seinsart nach immer schon “draußen” bei einem begegnenden Seienden der je schon entdeckten Welt. Und das bestimmende Sichaufhalten bei dem zu erkennenden Seienden ist nicht etwa ein Verlassen der inneren Sphäre, sondern in diesem “draußen-sein” beim Gegenstand ist das Dasein im rechtverstandenen Sinne “drinnen”, d.h. es selbst ist es als In-der-Welt-Sein, das erkennt.

Damit beschreibt er das, was auch in buddhistisch geprägten Kulturen ausgedrückt wird mit dem Satz “es gibt kein Ich”. Heidegger sagt sozusagen, es gibt kein Subjekt, das die Welt der Objekte erkennen muss, sondern es gibt nur das ganzheitliche In-der-Welt-Sein. Die Trennung in Subjekt-Objekt, in ein Ich (das erkennt) und eine Welt (die erkannt wird), ist eine künstliche, die wir selbst

Tagebucheintrag

Bedürfnisse, Eigenzeit und Nachhaltigkeit – und wie ihnen die Uhrzeit entgegensteht.

Ich lese gerade in Eine Landkarte der Zeit von Robert Levine. Sehr schnell wird mir durch dieses Buch deutlich: Zeit ist etwas Virtuelles und Abstraktes. Zumindest die Uhrzeit, also die Zeit, die wir mit der Uhr messen. Natürlich ist dies keine besonders neue Information. Sie ist so abstrakt wie alles, was mit Zahlen zu tun hat. Machen wir uns aber mal bewusst, was das eigentlich im täglichen Leben bedeutet, so ergeben sich vielerlei Konsequenzen, die unser Tun, Denken und Erleben bestimmen und deren wir uns nicht unbedingt bewusst sind. Drei der wichtigsten Punkte möchte ich kurz verdeutlichen:

1. Zeitkategorien sind oft wichtiger als Bedürfnisse
Zunächst einmal bringt uns vieles, was abstrakt ist, weg von dem, was wir spüren. Abstraktion geschieht im Denken, und wenn wir Zeit denken, dann meinen wir damit die in unserem Kulturkreis geläufige Einteilung nach Stunden, Minuten, Tagen und so weiter. Dem prozesshaften Erleben, das uns von innen her lenkt, steht eine standardisierte Struktur gegenüber. Woran orientieren wir uns? An unseren Bedürfnissen oder an den abstrakten Zahlen auf einer Digitalanzeige?

Tagebucheintrag

Der Point of no Return

Wir alle kennen ihn: diesen kleinen Moment, in dem sich etwas verändert. Meist geht ihm eine eher unangenehme Phase voraus, in der man vielleicht nicht genau weiß, was man will. In der man ein Gefühl in sich trägt, dass das, was man bisher wusste, nicht mehr stimmt und doch hat man keine Idee, wie es anders sein könnte. Dieses Gefühl ist manchmal kaum auszuhalten – wir laufen davor weg, wollen es nicht spüren. Es ist ein Gefühl von “jetzt weiß ich gar nichts mehr”, ungewiss und irgendwie “grässlich”. Und doch wird sich nur dann etwas verändern, wenn wir dieses Gefühl anerkennen.

Was es dazu braucht, ist Freiraum. Wenn wir in diesem Gefühl versinken, wenn es uns überwältigt und einhüllt, verändert sich gar nichts. Dann geraten wir mit jedem neuen Nachdenken nur immer tiefer in die Sackgasse hinein. Wenn wir es jedoch irgendwie schaffen, einen kleinen Moment lang mal durchzuatmen, einen sicheren Standpunkt zu finden, der außerhalb des Gefühls liegt, dann passiert plötzlich etwas. Dann “sind” wir auf einmal nicht mehr das Gefühl, sondern treten dazu in Beziehung. Hier bin ich, und dort ist das Gefühl. Und dann kommt ein kleiner, unscheinbarer Gedanke, oder ein Handlungsimpuls, oder eine vage Idee oder irgendetwas ganz

Tagebucheintrag

Denken ist sozial

Interessant: ein Artikel in Gehirn und Geist beschäftigt sich mit der Frage, warum wir eigentlich denken. Die Antwort: wir denken, um besser kommunizieren zu können. Die Rationalität ist deswegen da, damit wir die Dinge, die wir herausfinden, anderen mitteilen können. Und nicht, um die Wahrheit zu finden.

Wenn dies wirklich so sein sollte, hieße das, dass Wissenschaftlichkeit, wie wir sie heutzutage verstehen, uns von einem sinnhaften Leben wegbringt. Je mehr wir unser Leben mit Wissenschaft füllen, je rationaler wir sind, je mehr wir an Wahrheit und nicht an zwischenmenschlichem Austausch interessiert sind, desto sinnloser wird unser Leben.

Das Gute ist: ich glaube, solch

Tagebucheintrag

Strukturen und Prozesse

So ganz passt meine Theorie des letzten Eintrags noch nicht. Im oberen Bereich kann man vielleicht von einem Struktur-Schwerpunkt reden. Im unteren Bereich von einem Prozess-Schwerpunkt. Das heißt, dass im oberen Bereich durchaus auch Prozesse (z.B. gesellschaftliche Veränderungen wie Revolutionen) von statten gehen, und im unteren Bereich auch durchaus Strukturen (z.B. Körperstrukturen) existieren.

Mir scheint, ich habe da so etwas wie eine systemtheoretische Theorie der Emergenzen formuliert. Auf der Teilchenphysik baut alles auf. Darauf kommt die (klassische) Physik bzw. die Festkörperphysik. Darauf fußt die Chemie, darauf die Biologie. Darauf die Psychologie mit Bedürfnissen, Trieben, Emotionen. Aus diesen Phänomenen wiederum entsteht das (kollektive und individuell-erfahrungsmäßige) Unbewusste, dann dass Vorbewusste. All diese Dinge sind eher prozesshaft. Sie verändern sich mehr als dass sie starr sind.

Tagebucheintrag

Eine kleine, noch völlig unausgegorene Theorie für alles (theory of everything)

Theoriefüralles

Wie kann man aus allen möglichen wissenschaftlichen Teildisziplinen eine Metatheorie basteln? Mir scheint, der obere Teil, das sind eher geisteswissenschaftliche Bereiche. Der untere Teil, das ist eher die Naturwissenschaft. Vielleicht

Tagebucheintrag

Was ist eigentlich Qualität?

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wie man Qualität definieren könnte? Das ist gar nicht so einfach. Natürlich kann man, ganz allgemein, sagen, Qualität heißt, dass etwas gut ist. Aber damit ist uns nicht weiter geholfen. Dann verschiebt sich einfach nur die Frage: was heißt eigentlich gut?

Qualität lässt sich nicht definieren, so lange man dies auf einer abstrakten Ebene versucht. Je konkreter und je subjektiver man wird, desto einfacher wird es. Ein gutes Abendessen, das Sie letzte Woche gemeinsam mit einem Menschen, den Sie gerne haben, genießen konnten, ist einfacher zu beschreiben als “Das Gute”, ganz allgemein. Und das ist zugleich das Problem. Denn wenn Sie überlegen, was es heißt, ein gutes Leben zu führen, kommen Sie irgendwann an den Punkt, an dem allgemeine Definitionen nicht mehr greifen. Dann können Sie nur noch selbst antworten, und niemand sonst.

Qualität lässt sich also nicht objektiv definieren, sondern nur subjektiv. Eine Vorstufe dieser subjektiven Antwort ist die intersubjektive Antwort. Das heißt, Sie können mit Ihren Mitmenschen reden, können Bücher lesen, Filme schauen

Tagebucheintrag