Kann man einem Menschen von außen ansehen, wie er sich von innen fühlt? Kann man dem inneren Empfinden mit Hilfe von Geräten wie Computertomographen oder Elektroden auf die Spur kommen? Oder bleibt ein Rest von “Innerlichkeit”, die nicht erforschbar ist? Sind die Gedanken auch in hundert Jahren noch frei, wenn unsere (Mess-)Technik sich weiter entwickelt hat?
Gert Scobel diskutierte in 3sat mit dem Philosophen Michael Pauen über diese Fragen. Unser gängiges Weltbild (und Michael Pauen) sagt: nein, das wird nie so sein. Wir können uns jedoch immer weiter annähern (vgl. auch Karl Popper). Pauen sagt weiter: so, wie wir das Wetter in immer genaueren Vorhersagemodellen erfassen können, werden wir auch die menschliche Innenwelt mit immer genaueren Vorhersagemodellen erfassen können, wenn wir genügend “Messstationen” am und um den Menschen herum errichten und dann die Computer mal rechnen lassen. Irgendwann jedoch kommt immer eine Grenze, ab der wir uns zufrieden geben müssen. Hundertprozentig werden wir das “Innere” also nie erfassen können. Letztlich habe ich genau das auch in meinem letzten Eintrag geschrieben.
Soweit also nichts Neues. Interessant finde ich jedoch einen ganz anderen Punkt, der eher nebenher auftauchte. Pauen macht deutlich, dass die Grenze zwischen Subjektivität und Objektivität gar nicht so unüberbrückbar und grundsätzlich ist, wie wir immer glauben.
Das bringt mich auf eine Idee: das, was wir als “innere Welt” bezeichnen, könnte man auch mal ganz anders sehen. Es ist doch interessant, dass wir ausgerechnet die Metapher “innen und außen” wählen, um diese Dinge sprachlich zu beschreiben. Warum eigentlich? Warum sagen wir nicht “oben und unten”? Und warum wählen wir überhaupt räumliche Begriffe? Warum sagen wir nicht “blau und grün”? Oder “laut und leise”? Warum sagen wir zu unserer Innenwelt Innenwelt? Warum sagen wir, dass unsere Gefühle tief in uns drinnen verborgen liegen?
Ich glaube, dass das deswegen so sein könnte, weil all diese Phänomene körperlich sind. Die menschliche Haut ist die Grenze zwischen subjektiver Innenwelt und objektiver Außenwelt. Emotionen sind physiologische Erregungszustände im Brust- und Bauchraum. Gedanken sind simulierte oder vorausgeplante Sprache, also Muskelbewegungen des Zwerchfells und der Mundmuskulatur. Stimmungen sind feine, hochkomplexe körperliche Anspannungen von inneren (v.a. Darm-)Muskeln. Die Forschung zum Thema Embodiment beschreibt diese Dinge ja schon seit mehr als 15 Jahren sehr genau.
Die große Frage ist natürlich, ob diese messbaren physiologischen Zustandsveränderungen des Körpers mit den Veränderungen der subjektiven Erfahrung einhergehen oder ob sie diese Erfahrungen schon sind. Sind die subjektiven Erfahrungen, in der Philosophie Qualia genannt, eine Emergenz aus dem, was physiologisch vor sich geht, oder sind sie schon das, was da vor sich geht?
Oder ist das wieder nur eine Scheinfrage, die nicht auftauchen würde, würde man Heideggers In-der-Welt-Sein als Voraussetzung ernst nehmen? Es würde sich lohnen, darüber mal länger nachzudenken.
[…] ist dann sozusagen (wenn ich meiner und zugleich Gendlins und zugleich Heideggers These folge, dass es die Trennung von Umwelt und […]