In klar beschreibbaren Problemsituationen, für die bereits konventionelle Lösungsschemata existieren, können wir diese kreativ auf die neue Situation anwenden. Sobald sich jedoch ein Standardschema nicht mehr anwenden lässt, können wir drei Stufen von Absichtslosigkeit unterscheiden: Wenn die Situation unüberschaubar wird, kann die personzentriert-experienzielle Einzelarbeit sinnvoll sein; wenn Schemata oder einzelne Lösungsdetails in Gruppen gemeinsam neu entwickelt werden müssen, weil die Randbedingungen der Situation ins Offene diffundieren, kann experienzielle Kommunikation hilfreich sein. Und wenn in einer unüberschaubaren Situation auch Regeln und Themen fluide werden, weil nicht-kompensierbare Risiken auftauchen, kann es hilfreich sein, das Schaffen von Freiraum als Kulturtechnik zu etablieren. Die Vielschichtigkeit der Situation bestimmt also darüber, welchen Grad von Absichtslosigkeit wir wählen sollten. Das Ausmaß an Ungewissheit in einer Situation ist geschichtet und das Ausmaß an Lösungsabsicht, das wir wählen können, um dieser Situation entsprechend bewusst zu begegnen, sollte es ebenfalls sein.
Hofmann, T. (2023). Freiräume statt Lösungen! Ein focusingorientiertes Kaskadenmodell für den professionellen Umgang mit Ungewissheit. In: PERSON. Internationale Zeitschrift für Personzentrierte und Experienzielle Psychotherapie und Beratung. 27. Jg. Heft 1., S. 36-48.
Bestellen: facultas.at
Als Erster einen Kommentar schreiben