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Drei Zitate: Angst – Veränderung – Verzögerung

Wenn ich zukünftige Ereignisse in etwa voraussehen kann, wenn ich weiß, was mich erwartet, kann ich zur Ruhe kommen, ist Zufriedenheit wahrscheinlicher als Angst, kann sich meine Wahrnehmung auch auf andere Dinge richten und ich kann beruhigt schlafen. Zustände sind vertraut und berechenbar – auch unangenehme Zustände. Zwar entsteht Angst auch dadurch, dass bekannt ist, was mit hoher Wahrscheinlichkeit eintreffen wird – aber diese Angst ist von anderer Qualität als die Angst vor dem ungewissen Ereignis. Sie erlaubt es, sich auf das Angstmachende einzustellen, möglicherweise auch etwas dagegen zu unternehmen.

Veränderung bedeutet ja beides: die unausweichliche Veränderung, die dem Menschen widerfährt, ohne dass er etwas dagegen unternehmen kann und die von ihm herbeigeführte, verursachte und gewollte Veränderung. Das Bewusstsein des Menschen wird von beiden Spielarten der Veränderung gebildet und je nachdem, welche Praxis der Handhabung überwiegt, wird sich das Bewusstsein unterschiedlich ausformen.

Die Zeitpraxis der Verzögerung verweist dabei auf die prinzipielle Möglichkeit Distanz herzustellen zum Verlauf der Geschehnisse, aus dem Ereignisstrom herauszutreten, „stopp“ zu sagen und damit das zu realisieren, was bei Kant mit „Selbstanfang“ die Freiheit des Menschen kennzeichnet. Dies bezeichnet die Möglichkeit der Reflexivität des Menschen, sein Vermögen zu sich selbst und zu seinen Handlungen Stellung zu beziehen, sie zu be-denken.

(Gerhard Schad, Zeitschrift für Heilpädagogik 7/2012)

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