Bei einem Improtheaterworkshop mit Klaus Katscher habe ich eine Übung kennen gelernt, die folgende Struktur hat:
- Zwei Personen (A und B) spielen, der Rest der Gruppe ist Publikum.
- A sagt: “Ich bin hier und du bist da, und das ist Raum zwischen uns”.
- Person B hört das, nimmt es in sich auf, und gibt denselben Satz zurück.
- Person A hört dies, nimmt es wiederum in sich auf und gibt denselben Satz zurück.
- usw.
Wichtig ist, dass man möglichst am Original bleibt, also die Struktur nicht verändert. Der Satz dient auf diese Weise als ein Gefäß, das die Beziehung zwischen den Personen in dem Theaterstück, das sich so nach und nach entspinnt, enthält. Zugleich vermag es die Atmosphäre der Situation von Moment zu Moment einzufangen. Die Spieler sagen den Satz dabei quasi “von selbst” immer wieder ein wenig anders: liebevoll, stolz, zugewandt, abgewandt, entsetzt, freudig oder zaghaft.
Die Übung ist ein Sinn-Bild für die Situation einer jeden Beziehungsdyade. So lange der Kontakt bestehen bleibt, kann man den Satz als “Sonde” verwenden, der dem Implizit-Unaussprechlichen, das stets zwischen zwei Menschen liegt, eine explizite Struktur zu geben vermag. Er kann auch in therapeutischen Settings verwendet werden, oder zur Klärung von Unstimmigkeiten und Konflikten.
Besonders berührt hat mich an der Übung, dass ich hier ein Beispiel dafür finde, warum gute Kommunikation äußerst vielschichtig ist. Ich spreche nicht nur, sondern ich höre auch zu. Dabei lausche nicht nur mir selbst, sondern auch meinem Gegenüber, und auch dem Beziehungsraum, der zwischen uns offen liegt.
Einfache Fragen, die dabei helfen, diesem Raum in der Kommunikation Raum zu geben, könnten lauten:
- Was empfinde ich, wenn ich dem Raum zwischen uns lausche?
- Welche inneren Bilder entstehen?
- Welche Worte, welche Haltung, welche Gedanken?
- Welche Farbe / Tönung / Qualität / … hat dieser Raum?
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