Mir wurde kürzlich so richtig bewusst, wie massiv in meiner Kindheit der Einfluss der DDR-Propaganda auf mich dann doch war. Eigentlich dachte ich immer, dass das wohl so ein bisschen spurlos an mir vorübergegangen ist. Jedenfalls hab ich noch nie so richtig darüber nachgedacht. Aber wenn ich mir z.B. die “Pionierregeln” durchlese, dann zieht sich ganz viel in mir zusammen. Ich hab das damals als Kind tatsächlich sehr ernst genommen, was da aufgelistet war.
Eigentlich müsste man das mal umpolen, dachte ich. Damit möchte ich nicht die DDR als Ganzes verteufeln, sicherlich war da auch einiges Gutes drin, klar. Es geht mir eher um eine Art “Gegengift”, das die Propaganda neutralisiert.
Wir Jungpioniere
verachten Eure Deutsche Demokratische Republik.
Wir Jungpioniere
grenzen uns von unseren Eltern ab.
Wir Jungpioniere
lieben das Abenteuer.
Wir Jungpioniere
halten Freundschaft mit den Kindern und unseren Verwandten in Westdeutschland.
Wir Jungpioniere
lernen lustorientiert, sind intuitiv und klug.
Wir Jungpioniere
hinterfragen das System des pausenlosen und fleißigen Arbeitens und relativieren es.
Wir Jungpioniere
passen aufeinander auf, selbst wenn wir einander nicht mögen.
Wir Jungpioniere
spielen so, wie es uns beliebt.
Wir Jungpioniere
halten guten Kontakt mit unseren körperlichen Gespür.
Wir Jungpioniere
brauchen kein Symbol, um uns zusammengehörig zu fühlen. Das ergibt sich ganz von selbst.
Wir genießen einfach das Leben.
Das Ganze ist nicht trivial. Hätte ich diese Dinge damals so formuliert, und mehrfach derartige ähnliche Dinge getan, so wäre die Wahrscheinlichkeit doch recht hoch gewesen, dass die DDR Maßnahmen unternommen hätte, um mich umzuerziehen, z.B. in einem Jugendwerkhof: https://de.wikipedia.org/wiki/Jugendwerkhof
Gut, dass diese Zeit vorbei ist.
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